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Die Sache mit den Möbeln

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Sprossenstuhl aus Lund (Schweden), datiert ca. 1020 n. Chr.
Links Reste der Rückenlehne, rechts eine zeichnerische Rekonstruktion
aus: Grodde, B.: Hölzernes Mobiliar im vor- und frühgeschichtlichen Mittel- und Nordeuropa, S. 459, Tafel 73

Die Möbelfrage treibt mich schon lange um. Damit meine ich jetzt nicht eine Beschäftigung mit dem sogenannten „Steckstuhl“, wie er auf im „Marktmittelalter“ (Schräg, schräger, Marktmittelalter, so Blogerkollege Hiltibold)  und im LARP (Live-Rollenspiel) gerne benutzt wird. Nein, ich meine damit die Frage, wie die Möbel im Frühmittelalter tatsächlich aussahen. Dabei haben mich die Lösungen, die ich bisher in Reenactment und Lebendige Geschichte gesehen habe, auch nicht so richtig zufrieden gestellt. Was ich selbst so baute, stammte von Abbildungen (in letzter Zeit) oder war pure Phantasie (in der Anfangszeit). So könnte es sein, aber auch nicht viel mehr. Handwerklich fragwürdig allemal!

Fest steht, Menschen saßen und lagen immer schon, Geschirr und Kleidung u.a. mußte verstaut werden. Möbelformen haben sich nicht groß verändert. Tisch, Stuhl, Bett blieben seit der Bronzezeit fast unverändert, wenn auch gewisse Möbelformen inzwischen aus der Mode gekommen sind: Da wir nicht mehr wie die Römer im Liegen essen, ist die Kline nicht mehr im Gebrauch; Auch Truhen, früher unverzichtbar als eigenständiges Möbelstück und als Aufbewahrungsort mit vielfältiger Funktion, werden heute in modernen Haushalten kaum noch verwendet.

So wird der Winter wieder zur Schatzsuche in meiner Lieblingsbibliothek genutzt. Erinnern wir uns: In Ebstorf habe ich Jörn genötigt, ein Buch über die dortigen Truhen zu erstehen. In diesem Buch fand isch ein Literaturhinweis auf Grodde, Barbara: Hölzernes Möbiliar in vor- und frühgeschichtlichen Mittel- und Nordeuropa. Vergeßt „Karfunkel“ und für was ihr sonst so euer Geld ausgebt. Die Seiten 22 – 34 in Groddes Buch reichen für Anfänger und Fortgeschrittene vollkommen aus, wenn sie die ersten Schritte in den eigenständigen Möbelbau wagen wollen.  Techniken und Holzarten für die Möbelherstellung, detaillierte archäologische Quellen für einzelne Möbelarten sind mit vielen Beispielen inkl. eines umfangreichen Tafelteils vorhanden. Da hält es mich gar nicht mehr auf meinem Sofa in der Archäologie, sondern ich möchte ab in die Werkstatt und losschreinern oder -zimmern. Möbel für das Frühmittelalter, diesmal aber richtig! Und gleich mal Jörn fragen, wie weit er mit seinen Truhen ist…

Euer Isí

 

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