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Thietmars Welt – Eindrücke einer Ausstellung

Für einen Mittelalterinteressierten, der einen Schwerpunkt in der Zeit der Ottonen hat, ist diese Ausstellung verpflichtend.

Verteilt auf zwei Ausstellungsbereiche soll ein umfassendes Bild der Welt Thietmars gegeben werden. Anhand von Exponaten werden Geschichten und Geschichte aus Thietmars Chronik erläutert. Soweit der Anspruch.

Erster Eindruck – Überlaufen ist diese Ausstellung nicht. Das kann aber auch am gewählten Wochentag, Freitagvormittag, gelegen haben. So konnte man in Ruhe alle Exponate ausgiebig betrachten und die Texte dazu lesen. Leider war Fotografieren verboten.

Hierbei zeigte sich, daß man sich wirklich Gedanken gemacht hat. Die begleitenden Texte waren mit relativ großen Buchstaben schwarz auf weißen Stoff gedruckt und waren dadurch sehr gut lesbar. Ein ganz dicker Pluspunkt.

Die Ausstellung folgt den 8 Büchern aus Thietmars Chronik. Leider wird damit der Bogen etwas überspannt. Immerhin umfasst Thietmars Chronik fast den gesamten Zeitraum der Herrschaft der ottonischen Könige und Kaiser. Geografisch wird ebenfalls ein sehr großer Bereich abgedeckt. Dies können die Exponate nur punktuell vermitteln.

Auf den Audioguide sollte man auf gar keinen Fall verzichten. Ohne die Erläuterungen würde die Ausstellung seltsam wirken. Schließlich hat nicht jeder die Chronik im Kopf und kennt die entsprechenden Textstellen, auf die in der Ausstellung Bezug genommen wird. So wird beispielsweise am Exponat einer Wetterfahne eines Wikingerschiffs die Geschichte eines Kampfes mit Geiselnahme, Lösegeldforderungen und der Beteiligung Thietmars erzählt. Ohne den Hörguide würden hierbei wichtige Details unerwähnt bleiben.

Der zur Ausstellung gehörende Katalog liefert das zur Ausstellung gehörende Umfeldwissen zur Archäologie und zur Geschichte.

Das für mich beeindruckendste Exponat war die Elfenbeintafel mit Pabst Gregor I. und drei Schreibern. Nur sehr selten kommt man so nahe an dieses Objekt. Man kann besser als auf Fotos erkennen, daß die Tafel räumlich geschnitzt ist. So stehen die Vorhänge frei vor dem Hintergrund und Gregor I. selber hat ein vollständiges Gesicht. Also nicht nur ein Relief, sondern richtige Figuren.

Zurück bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Die Welt Thietmars wird im Katalog gezeigt und beschrieben. In der Ausstellung selber bekommt man nur einen kleinen Einblick. Trotzdem wird eine Unmenge an Informationen gegeben. Und man bekommt doch Lust, auch mal wieder in Thietmars Chronik zu lesen.

Gruß Buteo

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