Adventskalender, Blackhistory und eine Reise nach Norwegen
Der Adventsbeitrag in unserem Blog ist nicht umsonst so winterlich gehalten. Da wir so lange nicht zum Schreiben gekommen sind, sind heute gleich drei Beiträge dran, die allerdings schöne Sachen von anderen vorstellen sollen:
Es gibt wieder eine Menge Adventskalender, aber archäologisch habe ich wenig gefunden. Verliebt habe ich mich ein wenig in den Adventskalender von Miss Jones, einer Archäologie-Blogerin, da gibt es bereits einige Türchen zu öffnen, weitere werden folgen:
- Adventskalender Tür 1: Grabmal von Askia – Ein Teil von Malis buntem Herz
- Adventskalender Tür 2: Cahercommaun – 500 Jahre Burgengeschichte
- Adventskalender Tür 3: Mosta und das Bombenwunder
- Adventskalender Tür 4: Lahore Fort
- Adventskalender Tür 5: Tamgaly – Die Comicbücher der Karawanen
Wir danken von Herzen Miss Jones. Und wenn ihr noch einen archäologischen Adventskalender im I-Net findet, laßt es mich doch bitte wissen.
Kennen Sie den Pauker Christian Ferdinand?
Schwarze Geschichte in Deutschland? War Deutschland nicht immer weiß? Mitnichten, seit dem Skelett einer schwarzen Frau aus dem römischen London wissen wir, dass die Geschichte von schwarzen Menschen in Europa älter ist, als wir allgemein wissen. Die Seite https://blackcentraleurope.com/ bringt uns 1000 Jahre schwarzer Geschichte in Deutschland näher. Da gibt es eine Menge Geschichte zu erzählen, die Beiträge sind in english und auf deutsch:
Das schwarze Gefolge von Friedrich II. taucht hier auf, genauso wie schwarze Heilige wie Mauritius und der etwas unbekanntere Gregor, aber auch wie es kam, dass einer der drei Heiligen Könige schwarz wurde. Nach dem Mittelalter bekommt die schwarze Geschichte Gesichter: Anton Wilhelm Amo ist bereits sehr bekannt, aber kennen Sie Vicente Lusitano, der u.a. als Komponist in Stuttgart wirkte (16. Jhd.), oder kennen Sie den Paukenspieler Christian Ferdinand, der nicht nur als Paukenspieler, sondern auch als Schauspieler im 16. Jahrhundert wirkte und mit Susanna Clara Laickner vier Kinder hatte. Das auch Deutschland bzw. Brandenburg am Sklavenhandel in der Neuzeit beteiligt war, kommt auch stets in der Behandlung des Themas zu kurz. Oder kennen Sie das Fort Großfriedrichsburg, das Brandenburg zum Aufkauf von Sklaven diente? Oder kennen Sie Machbuba (ca. 1825-40), die als Konkubine des wesentlich älteren Fürsten Hermann von Pückler-Muskau in Muskau bei Cottbus an Tuberkulose starb? Es ist wichtig, diese Geschichten zu erzählen. Und es geht bis in unsere heutige Zeit hinein: z.B. Marie Nejar erinnert sich an ihre Kindheit in Nazi-Deutschland.
Dazu paßt auch ein Beitrag der BBC, in dem es um den Film „Where Hands Touch“ von Amma Asante geht, um das „Being black in Nazi Germany“, beinhaltet aber auch zusätzliche Sachinformationen zum Thema.
Fehlen Ihnen auch die Museumsbesuche so sehr? Dies hier könnte etwas Linderung bringen:
Fast wie ein Museumsbesuch am Oslofjord
Die Seite vom Fundort Gjellestad nahe Halden, Norwegen, ist genauso, wie ich mir einen archäologischen Internetauftritt für die breite Öffentlichkeit vorstelle. Allerdings kann es im digital unterbelichteten Deutschland ggf. zu Ladeschwierigkeiten kommen. Im Herbst 2018 lokalisierten Archäologen in Gjellestad nahe Halden ein Begräbnisschiff aus der Wikingerzeit, ab 2019 begann die Erforschung. Der Fundplatz gibt aber noch mehr her:
Die Reise beginnt in der Bronzezeit (1800 bis 500 v.Chr.), in der Menschen bereits in Gjellestad lebten, aber noch keine Besiedlung oder Gräber nachweisbar sind. Aus der frühen Eisenzeit (500 bis 1 v.Chr.) kommt ein Langhaus auf dem Fundplatz vor. In der römischen Eisenzeit (bis 400 n.Chr.) entstehen die ersten kleineren Grabhügel auf dem Gelände. Das Langhaus ist verschwunden. Ein kleines Gebäude am Rand ist nachzuweisen. In der Migrationsperiode (400 – 550 n.Chr.) werden weitere Grabhügel errichtet und zwei weitere Langhäuser stehen auf dem Gelände. In der Merowingerzeit bis 800 n.Chr. sind wenige Funde zu vermerken. In der Wikingerzeit bis 1030 n.Chr. kommt ein bemerkenswerter weiterer Grabhügel dazu, dort ist ein ganzes Schiff verborgen. Direkt neben dem Gelände befindet sich der gewaltige Grabhügel Jellhaug. Die nähere Erkundung lohnt sich. Danach verpassen Sie auf keinen Fall den Spaziergang durch die Siedlung (wir wollten schon einziehen!), bevor Sie sich dem Neufund eines Wikingerschiffs widmen: Am Rande der anderen Grabhügel und am nächsten zum Jellhaug wurde ein gewaltiger Hügel von 32 m Durchmesser errichtet, in dem ein ganzes Schiff samt Mast Platz fand. Aber beurteilen Sie selbst, ein Blick drauf lohnt auf jeden Fall: https://www.gjellestadstory.no/
Am Ende vielleicht noch eine interessante letzte Nachricht: Im Amazonasdschungel sind prähistorische (älter als 12 000 Jahre) Felsmalereien von unglaublicher Vielfalt und Qualität gefunden worden. Auch hier lohnt ein längerer Blick.
Torsten Kreutzfeldt, Foto oben Torsten Kreutzfeldt