Hanse

Segeln wie im Mittelalter!?

In unserem allwöchentlichen Blogbeitrag begeben wir uns an Deck der nachgebauten Kieler Hansekooge und segeln bei der Windjammerparade auf der Kieler Woche mit. Weiter erzählt Lis, von der hanseatischen Abteilung des Lebendige Geschichte e.V.:

Ab und zu haben wir die Gelegenheit, auf der historischen Hansekogge mitzusegeln. Wie hier schon einmal im Sommer 2016: https://blog.ottonenzeit.de/archives/1553 In diesem Jahr hatte ich das große Glück, dank einer lieben Freundin und der tollen Crew (allem voran der Bootsmann), während der Windjammerparade als Teil der Crew auf der Kieler Hansekogge mitfahren … nein, sogar mitsegeln zu dürfen. Die Windjammerparade ist der Höhepunkt der Kieler Woche, an der am vorletzten Tag hunderte Boote auf der Förde sind.  „Mittendrin statt nur dabei“ hieß es also dieses Mal, knapp 7 Stunden bei Sonne, Wind und stürmischen Böen. Mitsegeln heißt auch aktiv mitsegeln und das haben wir getan, nachdem wir die Seile und Befehle dann auch nicht mehr verwechselt haben.

Da aber dieser Beitrag sonst nur von Schwärmereien über Meer, Wind, Wellen und dem Gefühl auf einem mittelalterlichen Schiff mitzufahren handeln würde, sollt ihr lieber etwas über die Kogge selbst erfahren:

Die Kieler Hansekogge

Die Kieler Hansekogge ist ein Nachbau der bei Bremen 1962 aufgefundenen und restaurierten Bremer Kogge von 1380. Heute hat das Schiff in Kiel am Satorikai seinen Liegeplatz und wird vom Förderverein Historische Hansekogge e.V. betrieben.

Die Kogge ist ca. 23 Meter lang und ca. 8 Meter breit und damit eher klein. Dennoch, es wurden 56 m3 Eichenholz (der 25 Meter hohe Mast und die Rah sind aus Lärchenholz), 11.000 handgeschmiedete und 1.600 Holzdübel, getreu dem Original, verbaut. Sie hat, wie bei den ersten Schiffen dieses Typs noch üblich, Achtern (also hinten) ein Achterkastell. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts kam bei den Koggen am Bug  häufig ein Bugkastell hinzu.

Von der Bremer Kogge existieren drei Nachbauten, die Kieler Hansekogge, die Ubena von Bremen und die Roland von Bremen, die allerdings 2014 im Hafen gesunken ist und nun nur vielleicht wieder schiffbar gemacht werden kann.

Man kann heutzutage auch für längere Touren auf der Kogge mitfahren, es gibt 12, im Laderaum fest eingebaute, Kojen und dazu etwa die gleiche Anzahl von einfachen Schlafplätzen im Laderaum. Hier wurde natürlich auf jeden Komfort verzichtet, um den Mitseglern einen gewissen Begriff von den Lebensverhältnissen bei der Schifffahrt des Mittelalters zu vermitteln. Allerdings gibt es im Raum elektrische Beleuchtung und eine moderne Toilette – mit einem Waschbecken (kalt), außerdem steht die älteste bekannte Schiffstoilette auf dem Kastelldeck zur Verfügung.

Falls sich jemand wundert, warum Kiel eine Hansekogge hat – ja, auch Kiel war einmal in der Hanse.  Allerdings nicht sehr erfolgreich, denn der Fernhandel blieb weit hinter dem anderer Ostseehäfen wie Lübeck, Flensburg, Stralsund, Rostock und Wismar zurück. Außerdem beteiligten sich die Ratsherren  nur selten an gemeinsamen Aktivitäten, Burg und Stadt waren 1469 bis 1496 an die Freie Hansestadt Lübeck verpfändet worden und schließlich wurde Kiel 1554 aus der Hanse ausgeschlossen, zumal der Stadt vorgeworfen wurde, Piraten beherbergt zu haben. Eine nette Geschichte dazu ist auch, dass Kiel ja auch mal ein Schiff zur Piratenjagd zur Verfügung gestellt haben soll. Das allerdings kam wohl nie aus der Förde raus, da es bereits vorher untergegangen ist … Diese Zeiten sind aber vorbei.

Na? Lust bekommen mal erfolgreicher mitzusegeln?

http://www.hansekogge.de/?page_id=377

Fotos: Lisette Mann

Textausschnitte der technischen Daten und Beschreibungen: www.wikipedia.de und  www.hansekogge.de

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