Museumsbesuch

Das Archäologische Museum in Stavanger (Norwegen)

In nächster Zeit wird es bei uns norwegisch: Wir beginnen mit einer kleinen, aber feinen archäologischen Sammlung im Archäologischen Museum der Universität Stavanger.

Wir besuchten die Ausstellung im August 2021 im Museumsgebäude in der Stadt Stavanger, aber nicht die Außenanlagen (Autofahrt) Iron Age Farm at Ullandhaug. Schwerpunkte des Hauses sind die Wikinger- und Bronzezeit. Eine Chronologie war nicht vorhanden oder sie erschloss sich mir nicht. Dafür standen die Kunstinstallationen unserem Landesmuseum in Halle in nichts nach. Wie in Halle scheint die Archäologie in Stavanger über den Erzählmodus arch. Fakten verbinden zu wollen. Das dies auch in die Hose gehen kann, ist einkalkuliert, möchte man fast vermuten. Ein extremer Fall wird weiter unten geschildert.

Wichtigste Aussage für die Wikingerzeit gleich zu Beginn (auch den Autoren des Reiseführers, den wir mithatten, ins Stammbuch geschrieben): Wikinger waren keine Ethnie und kein Volk (So sind nicht alle alten Norweger gleichzeitig auch Wikinger gewesen), sondern ein Zustand. Wer auf Wikingfahrt ging, Seehandel oder Seeräuberei betrieb (oder beides gleichzeitig) war ein Wikinger. So konnten auch Iren, Slawen, Balten, Finnen und Esten Wikinger oder sich auf Handels- oder Raubfahrten Norwegern, Schweden und Dänen anschließen. Ohnehin waren die Grenzen in der Wikingerzeit fließend.

Wikinger und Sonnentanz!

Der Ausstellungsraum zu den Menschen dieser Epoche lebt von der künstlerischen Darstellung eines Wikingerschiffes, von dem leider nur ein Steventeil im Original auf uns gekommen ist. In Stavanger werden den Menschen der Wikingerzeit Gesichter und Namen gegeben (beides spekulativ). Dazu gibt es zeichnerische Rekonstruktionen und die Ausstellung der jeweiligen Trachtenbestandteile in der Vitrine zum Vergleich. Diese und weitere Analysen erzählen kleine Geschichten zu den Beerdigten. Diese gehörten unzweifelhaft zu den Wohlhabenden. Ein Grab einer Armen/ eines Armen wurde nicht in den „Wikinger-Reigen“ von Stavanger aufgenommen.

Akt. Forschung hier Ausgrabungen vor norw. Höhlen fand sich gegenüber den WCs.

An einigen Runensteinen und einer „Auskunft“ vorbei gelangten wir in die Bronzezeit. Auch die „Himmelsscheibenzeit“ war sehr kompetent dargestellt. Bis wir in einen „bronzezeitlichen Sonnentanz“ gerieten. Dieser Film war interpretatorisch mutig, überschritt jedoch stark die Grenze zum „Geschichtstheater“. Zwar sollte sich nicht an nackten Brüsten gestört werden, aber ob das so zentral in den Raum gestellt gehört? Die Tatsache, aufgrund eines Einzelfundes (Schnürrenrock), das Mädchen dazu stammt nach neuestem Untersuchungen aus der Schwarzwaldregion, davon auszugehen, dass alle jungen Frauen mit diesem sehr durchsichtigen Kleidungsstück herumgerannt sind, ist schlichtweg abwegig.

Ist der „Religionsraum“ weniger archäologisch, denn künstlerisch, besticht der „Bärenraum“ einzig durch einen Einzelfund, so war ich schwer beeindruckt vom „Grabraum“, in dem Grabfunde (menschliche Überreste) endlich einmal sehr würdevoll dargestellt wurden, so mein Empfinden, nebst Erklärungen natürlich. Dafür den Ausstellungsmachern einen ausdrücklichen Dank. Aktuelle Forschung fand sich in einer Ecke (bei den WCs) und leider nur auf norwegisch. Dennoch eine gute Idee!

Insgesamt war es ein positives Museumserlebnis und auch in Stavanger ist der Museumsshop gefährlich. Anfänger im Wikingerreenactment können hier Pflichtlektüren erstehen! Nicht vergessen dürfen wir das Museumscafé, das sehr großzügig gestaltet ist. Hier gibt es auch eine Wikingerpizza zu essen, die so ausschaut: „Our pizza is served with a white pizza sauce, pickled red onion, pickled mushrooms, lingonberries and cured ham, Norwegia cheese and cheddar cheese, topped with rocket salat, rocket pesto and aïoli for NOK 195.“

Öffnungszeiten:

Dienstag – Samstag:
11:00 – 15:00 Uhr
Sonntag:
11:00 – 16:00 Uhr

Preise:

Erwachsene: Ca. 10 Euro
Kinder/Senioren: Ca. 4 Euro
Familienkarte: Ca. 20 Euro
Studenten: frei

Adresse:

Peder Klowsgate 30A
Stavanger

Link: https://www.uis.no/en/museum-of-archaeology

Text u. Fotos: To. Kreutzfeldt

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