BuchmalereiSpätantike

Purpurpergamente und ihr kleines Geheimnis

zinnober
Abbildungsquelle: Veranstaltungseinladung Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Über diese Einladung habe ich mich besonders gefreut: Am Mittwoch, 15. Juni 2016, hielt Frau Dr. phil Doris Oltrogge von der Fachhochschule Köln einen Vortrag mit dem Titel „Zinnober, Krapp und Flechtenpurpur“. Es ging in aller Kürze (und Würze) um Farbmittel und Maltechniken der spätantiken Buchmalerei u. a. der Vergilius Vaticanus und der Vergilius Romanus, aber auch die Quedlinburger Itala und des Codex Argenteus (Wulfila-Bibel) kamen vor. Zunächst gab Dr. Oltrogge eine kurze Einführung in die verschiedenen Farbmitteln und Schreibtinten der Spätantike und des Mittelalters: Vom Flechtenpurpur über Krapp, Hollunderbeere, Ocker, Zinnober, Waid, Lapislazuli, Gold-, Silber-  und Eisengallustinte u.a. wurde das ganze Spektrum abgehandelt. Pergament als Beschreibstoff wurde vorausgesetzt. Es wurde auch auf einige Farbmittel und ihre Verwendung in den oben genannten Codices ausführlich eingangen. Zinnober war z.B. eins der teuersten Farbmittel, weil es bis heute ausschließlich in Zentralspanien gewonnen wird. Wer wie ich naiv davon ausgegangen war, dass die Purpurpergamente tatsächlich mit Schneckenpurpur (mehreren Sorten Meeresschnecken der Levante genauer gesagt) gefärbt worden sind, den belehrte Frau Dr. Oltrogge eines Besseren: So erhielten einige dieser Pergamente ihre Purpurdurchfärbung nicht durch den teuren Meeresschneckenpurpur sondern durch Purpur aus u.a. der Rocella tinctoria, das ist Flechtenpurpur. Die für uns Ottonen bedeutsame Pergamentrolle „Hochzeitsurkunde der Theophanu“ erhielt ihre Färbung durch Krapp und ist somit im Grunde auch kein Purpurpergament. Dieses Farbmittel,  aus der Wurzel der Krapppflanze erwonnen, war in der Antike ein beliebtes Schminkmittel. In der mittelalterliches Buchmalerei verschwand die rote Krappfarbe aus der Farbpalette, blieb aber in der Färberei bedeutsam erhalten, wie wir wissen.

Purpurschnecke, Foto: Privat Dr. Wunderlich
Purpurschnecke, Foto: Privat Dr. Wunderlich

Frau Dr. Oltrogge referierte weiter über Silbertuschen und auf Nachfrage auf Bindemittel der Farben. Hinsichtlich der Farbgestaltung der spätantiken Buchmalerei gelang ihr eine gute Einführung. Da war vieles bereits bekannt, aber hinsichtlich der Purpurpergamente für mich einiges Neues. Die Purpurpergamente haben also ein kleines Geheimnis und sind gar nicht so „purpur“, wie wir dachten.

Euer Isidorus

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