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Bibliothekstagebuch 3

fasst zwei Bibliotheksnachmittage und ein bißchen mehr zusammen: Ich habe den Artikel von Ákos Nemcsics zu Ende gelesen und auch einige Fotos dazu gemacht. Zudem hatte ich kurzen Kontakt über die elektronische Post mit ihm.

Ungarische Rotunden

Die ersten Rotunden wurden in Ungarn aus Lehm-Flechtwerk hergestellt. Nemcsics führt in seinem Artikel weiter aus: Die Rekonstruktion erfolgte auf Grundlage der damaligen mathematischen und naturwissenschaftlichen Bildung. Ab Spätmittelalter erfolgte tatsächlich auch eine Festsetzung der Gewölberegeln zum Beispiel bei Alberti und Blondel. Nemcsics und sein Team von Studenten hat den Bau der Rundkirche als experimentelle Archäologie betrachtet. Im Artikel, wie im letzten Bibliothekstagebuch bibliographiert, beschreibt er diese Arbeiten ausführlich. Hier eine Abb. daraus:

Rotunde31

Die Arbeit an der Rotunde mit modernen Werkzeugen

Wie auf einigen Fotos zu sehen ist, erfolgt der Bau allerdings mit modernen Werkzeugen. Es werden unbehauene Steine verwendet. Das Bindematerial wurde nicht klar definiert. Wie auf den Fotos allerdings zu sehen ist, wird mit modernen Werkzeugen und moderner Kleidung gebaut.  Nemcsics schrieb mir dazu:  Wir bauen die Rutunda mit Studenten jährlich in einem Sommercamp. Der Camp dauert meistens 7-9 Tagen inklusive Vorbereitung und Nacharbeiten. Wir bauen es schon in diesem Jahr da zehnte Mal. Unsere Haupaufgabe ist nicht, daß wir  schnell mit der Rotunda fertig zu werden, sondern der authentische Bau. Wir sind noch damit nicht fertig. Ich schätze, daß wir in einigen Jahren fertig werden.

Ein schönes Projekt also, wobei ich hinter dem experimentellen Charakter ein kleines Fragezeichen setzen würde. Aber das offenbart unsere Probleme bei solchen Experimenten: Entweder man verabschiedet sich ganz aus dem modernen Leben, um sich ganz dem Experiment zu widmen, oder man arbeitet an einem historischen Projekt zwischendurch, immer wenn Zeit ist, aber dann verabschiedet man sich zumindest teilweise von einer experimentellen Variable, dem Zeitfaktor.

Flachbodenschiffe

Aus Lübeck zurück, etwas maritime Luft geschnuppert und mich deswegen auf folgendes gestürzt: Unter der Signatur V 965 fand ich in der Arch.-Bibl. die Broschüre des Landesamtes von Schleswig-Holstein (zur Zeit auch noch im Buchhandel erhältlich) mit dem Titel „Der Prahm aus dem Hafen von Haithabu : Antike und mittelalterliche Flachbodenschiffe.

Flachbodenschiff

So schaut es aus: Das Flachbodenschiff von Haithabu. 

Der Fährprahm im Haddebyer Noor ist nicht aus der Wikingerzeit, sondern hat Leute über die Schlei nach Schleswig, Haithabus Nachfolger auf der anderen Seite, übergesetzt. Datiert ist es das Flachbodenschiff oder Prahm auf etwa 1184. Ein ähnliches Schiff, der Egernsund-Prahm stammt von 1200. Ich habe allerdings einen Vergleichsfund in meinen Unterlagen, der so einen Kahntyp bereits für das Jahr 800 nachweist, hier zum karolingischen Lastkahn.

Mittwoch wird weitergelesen, Euer Isí

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