Museumsbesuch

Die Säulen der kaiserlichen Macht

In unserem allwöchentlichen Blogeintrag wollen wir heute auf eine Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ aufmerksam machen, die ab 9. September 2020 bis 18. April 2021 in Mainz stattfinden wird.

Auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern wird kaiserliche Macht und daraus resultierende Beziehungsgeflechte im Zeitraum zwischen Karl dem Großen und Friedrich Barbarossa dargestellt, d.h. Herrschergeschichte im Frühmittelalter und Hochmittelalter wird damit abgedeckt. Regionaler Schwerpunkt, wir können es bei einer Ausstellung in Mainz denken, ist die Region am Rhein. Eröffnet wird die Ausstellung von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Als Schirmherrin freut sich Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes, bereits auf das „Game of Thrones im Mittelalter“ (so die Ausstellungsmacher). Zeitliche Angaben auf Veranstaltungen, Aufführungen und Ausstellungen sind seit Frühjahr diesen Jahres gewiss mit Vorsicht zu genießen, aber die Ausstellungsmacher haben glaubhaft versichert, dass sie im September auf jeden Fall, sicher mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen, ihre Ausstellung eröffnen werden.

Es ist schwer, über etwas zu schreiben, das noch nicht eröffnet und nicht besucht worden ist. Das ist ein wenig Blind Date mit einer Ausstellung. Deswegen kann dieser Betrag nicht mehr als eine Vorankündigung sein. Eins steht von vornherein auf jeden Fall fest und dies ist bereits durch den Titel zementiert. Es wird wieder eine Kaiserausstellung, bei der spektakuläre Dinge zu sehen sein werden: Codex Manesse, Mainzer Goldene Bulle und Theophanus Hochzeitsurkunde sind nur einige davon.

Nur eine Kaiserausstellung mehr?

Was ist also neu an der Landesausstellung in Rheinland-Pfalz? Die Ausstellungsmacher wollen ein „differenziertes Bild vom Kaisertum im Mittelalter“ vermitteln. Dabei wollen sie „erstmals das dynamische Beziehungsgeflecht, in dem über einen Zeitraum von fünf Jahrhunderten Kaiser und Könige, Fürsten und Feldherren, Ritter und Reichsfürsten, Bürger und Städte miteinander verwoben waren“, enthüllen. Dabei soll natürlich der Rhein im Vordergrund stehen, denn da fanden es auch Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer sehr schön. Was die Ottonen betrifft, sollten die enthusiastischen Mainzer hier zwar Abstriche machen, aber im Grunde können wir zustimmen. Immerhin liegt eine der berühmtesten Frauen am Rhein begraben, Theophanu, und ihr wichtigster Helfer, Willigis, Erzbischof von Mainz, soll als „Säule der Macht“ besonders berücksichtigt werden. Positiv bewertet soll auch das Erwähnen der jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz, die als „Wiege des aschkenasischen Judentums“ (des deutschen Judentums) ihren Platz in der Ausstellung finden sollen. Wie dies umgesetzt wird, werden wir sehen.

Malu Dreyer allein unter Kaisern?

Netzwerkerinnen der Macht waren im mittelalterlichen Beziehungsgeflecht ganz vorne immer auch die Herrscherinnen. Davon lese ich in der Ausstellungsbewerbung gar nichts. Adelheid, Theophanu, Kunigunde und Co. waren keinesfalls mittelalterliche „Betthäschen“, nein, sie agierten eigenständig und mussten den Laden zusammenhalten, wenn der Kaiser ihn mal wieder gegen die Burgmauer gefahren hatte. Ist die einzige mächtige Frau am Ende in der Ausstellung die Schirmherrin und Ministerpräsidentin? Ob und wie Alltagsgeschichte, die uns besonders interessiert, in der Ausstellung ihre Berücksichtigung findet, ist mit einem Fragezeichen zu versehen. Erwarten Sie eher wenig: Wenn die Aussstellungsmacher ein rheinisches „Kaiser-Game of Throne“ vermitteln wollen, ist für einfaches Volk wohl eher kein Platz vorgesehen.

Mitmachausstellung, Korrespondenzorte und Veranstaltungen

Zusätzlich zur Landesausstellung wird es eine interaktive Mitmach-Aussstellung geben, besonders für junge Besucherinnen und Besucher, in der Geschichte aus Sicht von einzelnen Personen erlebbar gemacht werden soll. Wie bei derartigen Ausstellung üblich, soll es ein Veranstaltungsprogramm mit ca. 600 Events geben. Da muss geschaut werden, wie viel davon momentan umsetzbar ist. Interessanter als die Veranstaltungen finde ich die Korrespondenzorte, die jeder einzelne bereits eine Reise wert sind. Deswegen soll diese Ankündigung mit einer Karte und Auflistung der begleitenden Orte und Museen beendet werden. Wenn Sie Lust haben, fahren Sie ab September nach Mainz, da können Sie kaisern!

Text: Torsten Kreutzfeldt

Fotonachweise:

Titel: Kaisersiegel Ottos I. (auf Urkunde), LASA, U 1, I Nr. 23

Pyxis von Pettstadt Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg. Foto: J. Musolf

Karte: http://www.kaiser2020.de/

Weitere Informationen: http://www.kaiser2020.de/

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