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Sarazenen

Sarazenen

Draußen schneit es.  Es ist eiskalt. Da macht es Sinn sich auf einen Teppich zu setzen und in eine heiße Wüste zu träumen. Und in die Spätantike! Das passt zwar nur am Rande zu einem Ottonenblog, aber dennoch heute ein Lektüretipp und gleichzeitig einige Begriffs(er)klärungen daraus:
Holland, Tom
Im Schatten des Schwertes
Mohammed und die Entstehung des arabischen Weltreichs, Übersetzt von Held, Susanne
Verlag : Klett-Cotta, ISBN : 978-3-608-94380-1

Das wäre auch ein guter Tipp für den Gabentisch. So nun aber zur Sache: Holland beginnt nach einem langen Durchmarsch durch jüdische, römische und persische Spätantike zu den Berührungspunkten der arabischen Stämme mit diesen im Gegensatz zu vielen Vorurteilen kraftvollen Zivilisationen zu kommen. Interessant sind dabei die Bündnispartner die Banu Lakhm (Sasanidische Foederati) und die Banu Ghassan (Römische Foederati). Auch die arabische Königin von Palmyra, Zenobia, ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Beide zuerst genannten Verbündeten sind keine eigenständigen Ethnien oder Stämme, sondern Stammesverbände unter einem charismatischen und mächtigen „Warlord“. Solche Partnerschaft wurde für die Kriegsführung und großflächige Beutegewinnung geschlossen. Die Stämme nannte diese Bündnisse Shirkat. Bei Erfolg lockte ein Shirkat immer weitere junge Krieger aus den Wüstenstämmen an. Die arabischen Verbündeten der Römer hießen in den Quellen seit dem 4. Jahrhundert Sarazenen, eine Bezeichnung, die sich von dem arabischen Shirkat ableitet so Holland. So sind Sarazenen im ursprünglichen Sinn also die arabischen Foederati der Römer gewesen. Angetroffen werden konnten die Sarazenen in einem Hira, dem altsyrischen Wort für ein Zeltlager. Dort wohnte selbst die Führungsschicht in einer Jaima, einem Beduinenzelt. Die Hauptstadt der Banu Lakhm bekam sogar den Namen Hira, fiel aber spätestens ab dem 11. Jahrhundert durch das nahe islamische Kufa in die Bedeutungslosigkeit und dem Vergessen anheim. Aber auch die Araber übernahmen Begriffe von ihren Bündnispartner, besonders was dem militärischen Bereich betrifft. Ein Beispiel darf hierfür genügen:  Der Begriff qasr für Burg oder Festung leitet sich ohne Zweifel von den Lagern der Grenze, den römischen castra ab.

Das die arabischen Stämme nicht nur das spätantike Wissen bewahren, sondern sogar Kinder der spätantiken Welt inkl. ihrer neuen Religion sind, das habe ich schon länger vermutet. Und damit mag der Ausflug in die Spätantike vorerst beendet sein. Wer längere Reisen wünscht, der soll sich vertrauensvoll an den oben genannten Reiseleiter wenden.

Euer Reisebüro für spätantike Studienfahrten Isí

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